Kommt von Herzen – geht zu Herzen!

Mit der Aktion "Fenster auf!" bringen die Künstlerinnen und Künstlern auch unseren Kunden der VBW etwas Abwechslung in den Corona-Alltag. Und das kommt gut an!

Durch die Aktion "Fenster auf!" gab es musikalisch etwas auf die Ohren - raus aus den tristen Corona-Alltag!

Durch die Aktion "Fenster auf!" gab es musikalisch etwas auf die Ohren - raus aus den tristen Corona-Alltag!
Foto: Alexander Mauer

Seit November gibt es in Bochum jeden Donnerstagabend kleine Freiluftkonzerte unter dem Motto „Fenster auf!“. Sie waren in den kalten, dunklen und im Zeichen der coronabedingten Einschränkungen stehenden Monaten eine willkommene Abwechslung – und so viel mehr als das! So mancher Zuhörer war zu Tränen gerührt.


Das Coronavirus hat allen Musikern einen herben Schlag versetzt: Konzerte wurden abgesagt, Einnahmen gibt es kaum oder gar nicht, und die Nähe zum Publikum fehlt. Natürlich schmerzt diese lange Durststrecke auch alle „passiven“ Musikliebhaber. Doch eine in Bochum entstandene Idee sorgt dort und in anderen Städten seit einigen Monaten für viel Freude und Begeisterung: Bei der Aktion „Fenster auf!“ singen und spielen Musiker auf Straßen, Wendehammern und Höfen – und ihr Publikum, das in der Regel vorher nichts von dem Auftritt weiß, genießt die musikalische Überraschung am Fenster, auf der Terrasse oder auf dem Balkon.
„Wir wollten in der Coronasituation positive Akzente setzen“, sagt Katja Leistenschneider, eine der Organisatorinnen. „Es wird sehr viel über die Corona-Leugner gesprochen – wir wollten hingegen etwas Gutes tun für die, die sich an die Regeln halten; die versuchen, alles richtig zu machen, aber durch Corona einen ziemlich trostlosen Alltag haben.“ Gleichzeitig wusste die Moderatorin von Radio Bochum und freiberufliche „Kommunikatorin“, dass Existenzängste aktuell viele Musiker plagen. „Fenster auf!“ schafft in beide Richtungen Abhilfe. 


Am späten Donnerstagnachmittag treffen sich in der Regel sechs Einzelkünstler und Zweier-Bands (insgesamt zehn Musiker oder Poetry Slammer) am Techniklager am Bermudadreieck. Jeder bekommt eine Begleitung – das sind Studenten, die ihre Jobs in der Gastronomie verloren haben –, und dann geht es zu zweit oder zu dritt mit dem Auto oder einem der von der IG Metall geschenkten Bollerwagen zum jeweiligen Einsatzort, dem ersten des Abends. Dort gibt es einen „Eingeweihten“: einen Anwohner oder eine Anwohnerin, der bzw. die den Strom „spendiert“ und Ansprechpartner vor Ort ist. In der Regel hat diese Person auch die Organisatoren kontaktiert und um den Auftritt gebeten. 15 bis 20 Minuten dauert ein Konzert; drei Konzerte spielt jeder pro Abend, an drei verschiedenen Orten.


„Wir bezahlen die Musiker und Studenten mit den eingenommenen Spendengeldern“, erläutert Katja Leistenschneider, „und wollen für sie in der Corona-Zeit ein gewisses Einkommen generieren.“ In Aysel Osmanoglu hatte Leistenschneider von Beginn an eine tatkräftige Unterstützerin. Das Vorstandsmitglied der GLS Bank, die ihren Firmensitz in der Nähe des Bochumer Schauspielhauses hat, sorgte für die Anschubfinanzierung; zudem hilft die Bank beim Spendensammeln, beim Betrieb der Website und bei den Aktivitäten in den sozialen Medien. Zu den Spendern gehören die VBW-Stiftung, das Kulturbüro Bochum, der Kemnader Kreis, die Kunstnothilfe und die von den Fußballern Joshua Kimmich und Leon Goretzka gegründete Aktion „We kick Corona“.


Und wie reagieren die Menschen an den Fenstern? Katja Leistenschneider: „Die Leute freuen sich unglaublich darüber, dass etwas vor ihrem Haus passiert, dass sie endlich mal wieder was erleben. Sie empfinden große Dankbarkeit.“ Es wird mitgesungen, gejohlt und geklatscht. „Eine Frau weinte vor Glück und sagte mir, wie sehr sie so etwas vermisst habe und dass ihr das viel Kraft gebe.“ Auch die Musiker haben alle unglaubliche Lust zu spielen, egal, wie das Wetter ist. Mittlerweile gibt es auch „Fenster auf!“-Aktionen in Dortmund, Herne, Wuppertal und Berlin.


VBW-Pressesprecher Dominik Neugebauer freut sich ebenfalls über den Erfolg: „Als Frau Leistenschneider mir von ihrer Idee erzählte, wusste ich sofort, dass wir die Aktion finanziell sowie mit unseren Locations unterstützen wollen. Für unsere Kunden, deren Freizeitaktivitäten durch die Corona-Pandemie ebenfalls auf ein Minimum heruntergefahren werden mussten, ist diese Aktion eine willkommene Flucht aus dem Alltag.“ Neugebauer berichtet von E-Mails und Anrufen, in denen erzählt wurde, „wie schön die Lieder doch waren und ob die Künstler das nächste Mal nicht länger spielen könnten. Eine Kundin war sogar so begeistert, dass – an der Stimme hörbar – Freudentränen flossen.“ Neugebauer ist gerührt: „Die Aktion ,Fenster auf!‘ von Frau Leistenschneider war eine tolle Idee zur richtigen Zeit!“


https://fenster-auf.org 

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