Die Hustadt ist ein Quartier, bei der viele Nationen gemeinschaftlich und harmonisch zusammenkommen - hier wird multi-kultureller Austausch gelebt
Nachdem 1961 der Bau der Ruhr-Universität Bochum endgültig beschlossen worden war, wurde auch die Hustadt als Universitätsrahmenstadt für Studenten und Universitätsangehörige konzipiert.
Auch unser Unternehmen war damals gefragt. Wir hatten den Auftrag, für die Universität so viel und so schnell Wohnraum zu schaffen, wie möglich. Was hier Ende der 1960er Jahre entstand, galt zu dieser Zeit als zukunftsfähiges Projekt. Modern, zweckmäßig und urban. Ziel war es, einen neuzeitlichen Stadtteil zu errichten, eine Wohnstadt für Studenten und Professoren gleichermaßen. Unterschiedliche Wohnungstypen sowie eine Eigenheimbebauung im Randbereich sollten eine soziale Durchmischung bewirken.
Was zu dieser Zeit entstand, war Ausdruck der zeitgenössischen Denkweise im Bereich der Architektur. Es ging darum, unter Zeitdruck schnell viele Wohnungen zu schaffen. Die Architektur der Hustadt orientierte sich an Berliner Hochhausprojekten wie dem Märkischen Viertel oder der Gropiusstadt.
Für diese Zeit ein absolut anspruchsvolles und kluges Konzept: Ein verkehrsberuhigter, relativ stark verdichter innerern Kern mit Hochhausstrukturen sorgte für den benötigten Wohnraum. Kinderspielplätze, Grundschule, Kindergarten, Kirchen, Jugendheime, Läden und Wohnhöfe, die zu Treffpunkten werden sollten, förderten das soziale Leben im Quartier.
Fast 1.200 Wohnungen entstanden in der Hustadt, über 670 wurden von uns gebaut. Die Parkplätze wurden an die Peripherie gelegt und der Autoverkehr um das Wohngebiet herumgeführt. Die burgähnliche Innere Hustadt wird durch den Hustadtring umschlossen.
In den 1990er Jahren zeigten sich allmählich die Nachteile dieser Großwohnsiedlung. Hohe Betriebskosten und veraltete Bestände mischten sich mit sozialen Problemen und führten zu einem schlechten Image.
Zeitgemäße Wohnungszuschnitte, großzügige Grün-, Aufenthalts- und Spielflächen und die Nähe zur Universität sind aber wichtige Potenziale des Quartiers, deshalb wurde die Innere Hustadt 2007 in das Förderprogramm "Stadtumbau West" aufgenommen.
Ziele des Programms waren
Das erste sichtbare Zeichen des Quartiersumbaus setzten wir 2008 mit dem "Tor zum Brunnenplatz". Durch den Rückbau von zwei Wohnungen konnten wir einen hellen und offenen Quartierseingang und ein VBW-Servicebüro schaffen.
Danach starteten wir abschnittsweise mit der Modernisierung unseres Bestandes in der Inneren Hustadt. Hier als Beispiel die Häuser Auf dem Backenberg 20-28 vorher ...
... und nach der Modernisierung. Dazu gehörten unter anderem die Sanierung der Flachdächer, Erneuerung der Fenster, Neugestaltung der Fassaden, die optische Aufwertung der Müllstandorte und die Umsetzung eines Konzeptes zur Reduzierung des Müllaufkommens.
Die farbliche Neugestaltung der Fassaden und Treppenhaustürme nach einem differenzierten Farbkonzept bringt nicht nur Farbe ins Quartier, sondern dient auch zur besseren Orientierung in der Großwohnsiedlung.
Besonderen Wert legten wir auf die Neugestaltung der Eingangsbereiche mit verschieden farbig gestalteten, barrierarmen Zugängen und großen, gut lesbaren Hausnummern.
Aus versiegelten Flächen und Abstandsgrün entstand neuer Nutzen für die Menschen, vom Mietergarten bis zu Spielflächen. Die neu gestalteten Innenhöfe sind Erlebnisräume für Studenten oder grüne Oase für Senioren und junge Familien.
Mit interessant gestalteten Spielplätzen für die Kleinen ...
... und unter anderem einer Parkour-Übungsfläche für die jugendlichen Bewohner sprechen wir mit unterschiedlichen Freizeitangeboten verschiedene Zielgruppen in der Hustadt an.
Eine neue Vielfalt privater und öffentlicher Dienstleistungs- und Serviceangebote mit Treffpunkten für alle Generationen schafft ein Klima der Begegnung und Toleranz. Die "neue" Hustadt ist zu einem multi-kulturellen Zukunftsquartier geworden und kann sich sehen lassen.
Die Hustadt ist definitiv ein ganz besonderes Stück Bochumer Bau- und Kulturgeschichte. Zu Beginn der 70er als Wohnen der modernen Art errichtet, wurde die Hustadt im Laufe von zwei Jahrzehnten zu einem Ort, wo keiner mehr hinwollte. Hohe Häuser, viel Beton, wenig Grün. Nun, wiederum zwei Jahrzehnte später, wird die alte Siedlung reanimiert. In die Hustadt ist wieder Leben gekommen - und Farbe.
(aus der Videoserie "Wer wohnt denn da?" auf BOCHUMSCHAU.TV)