#BreakTheBias – „Gleichstellung als zentrales Gut“

Im Interview mit der Teilzeit-Führungskraft Dr. Louisa Rohr

Dr. Louisa Rohr unterstützt das Motto zum Weltfrauentag "Break the Bias"

Dr. Louisa Rohr unterstützt das Motto zum Weltfrauentag "Break the Bias"
Foto: VBW, DominikNeugebauer

Am 8. März 2022 ist Weltfrauentag. Das Motto lautet „Break the Bias“, also zu Deutsch „Brecht die Vorurteile.“ Dr. Louisa Rohr, Teamleiterin Personal & Organisation bei der VBW Bauen und Wohnen GmbH, ist Führungskraft in Teilzeit und geht damit ganz unvoreingenommen um. Im Interview erklärt Frau Rohr ihre Hintergründe und gibt Tipps sowie Erfahrungen weiter. 

 

„Keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte“, das forderte die deutsche Frauenrechtlerin Clara Zektin 1910 auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen. Sie etablierte damit den Frauentag. Und auch mehr als 100 Jahre später ist dieses Thema so präsent wie nie. Für den 8. März 2022 lautet das Motto: „Break the Bias“ und bedeutet im Deutschen in etwa „Brecht die Vorurteile“. Diese Vorurteile treffen Frauen in Führungspositionen schwer – besonders jene in Teilzeit-Positionen. Dr. Louisa Rohr, Teamleiterin Personal & Organisation bei der VBW, ist eine solche Führungskraft, die ihre ganz eigene Haltung zur Voreingenommenheit hat.

Frau Dr. Rohr, was bedeutet der Weltfrauentag für Sie? Und wie stehen Sie zu dem diesjährigen Motto „Break the Bias“?
Der Weltfrauentag ist eine Plattform für vielfältige Frauenbewegungen und hat insbesondere mit Blick auf die internationalen Rechte von Frauen nicht nur historisch eine Relevanz. Viele Vorurteile konnten bereits beseitigt werden, „Break the Bias“ soll aber auch auf Ziele hinweisen, die es noch zu erreichen gilt. Eins wird beispielsweise bei der Betrachtung der Zahlen der Vereinten Nationen zur Bildung klar. Noch heute schätzen sie, dass aktuell rund 15 Millionen Mädchen im Grundschulalter nicht die Chance haben werden, lesen oder schreiben zu lernen, im Vergleich zu etwa zehn Millionen Jungen. 

Das diesjährige Motto soll meiner Meinung nach ins Bewusstsein rufen, dass Gleichstellung ein zentraler Wert ist und Vorurteile dem entgegenstehen. Dabei geht nicht nur um Geschlechtergleichstellung, sondern Gleichstellung als zentrales Gut für alle Menschen in der Gesellschaft, also unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Religion, etc. 

Das sind noble Ansichten, aber wie glauben Sie wird man die kursierenden Vorurteile los? Also gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt und Frauen als Führungskraft – und das sogar in Teilzeit?
Ein Patentrezept gibt es leider nicht. Vorurteile entstehen, weil sich jemand voreilig und unreflektiert eine Meinung gebildet hat. Der erste und wichtigste Schritt dagegen ist sicherlich Vorurteile zu erkennen und anzuerkennen, dass wirklich niemand komplett frei davon ist. Wenn also das Bewusstsein dafür geschaffen wird, und dafür ist unter anderem der Weltfrauentag da, dann ist schon ein erster Schritt geschafft. 

Wie bekommen Sie Familie und Beruf gut unter einen Hut? Haben Sie hier eine Empfehlung?
Bezugnehmend auf den Weltfrauentag und das Motto der Geschlechtergleichstellung beginnt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf damit, dass das kein „Frauen-Thema“, sondern gleichermaßen für Mütter und Väter von Relevanz ist. Dabei sind Familie und Beruf keine Gegensätze. Es sind beides wichtige Teile im Leben von Eltern, die aufeinander Einfluss haben.

Ich arbeite 30 Stunden pro Woche, daher spielt bei mir die Betreuungssituation meiner beiden Kinder eine zentrale Rolle. Nur wenn diese gut und stabil funktioniert, kann ich auch entspannt zur Arbeit gehen und meinen Job gut machen. Mir gelingt beides unter einen Hut zu bringen immer so lange gut, bis etwas Unvorhergesehenes passiert, wie ein krankes Kind. Dann muss sich die Arbeitszeiten auch mal der Familie unterordnen oder ein Termin verschoben werden. Mir ist es selbst wichtig, Rücksicht auf private Belange anderer zu nehmen, unterstütze selbst immer gerne und bekomme das in solchen Momenten von meinen Kolleg*innen sowie meiner Führungskraft zurück. Rückendeckung, Empathie und Verständnis sind uns allen wichtig und schaffen eine vertrauensvolle Arbeitsumgebung. 

Nun sind Sie selbst als Führungskraft in Teilzeit tätig. Was sind die wichtigsten Voraussetzungen, damit das überhaupt gelingen kann?
Es gibt keine speziellen Voraussetzungen für Führung in Teilzeit. Es sind die gleichen wie in Vollzeit, denn die Führungsrolle und -aufgabe ist die Gleiche. Wobei eine Voraussetzung gibt es doch: Das Unternehmen muss (sich trauen,) eine Führungskraft in Teilzeit ein(zu)stellen. 

Das scheint hier bei der VBW aus Bochum gelungen zu sein. Inwiefern unterstützt Sie hier der Arbeitgeber?
Die VBW ist ein familienfreundliches Unternehmen und damit meine ich nicht nur mobile Arbeit und flexible Arbeitszeiten, welche heute in vielen Unternehmen Standard sind. Es geht vielmehr darum, dass das Teilzeitmodell bei der VBW nicht nur toleriert wird, sondern normal ist. Daher ist auch eine Führungskraft in Teilzeit normal. 

Für viele, andere Unternehmen ist es leider noch nicht Normalität. Haben Sie hier für andere, weibliche Teilzeit-Führungskräfte Erfahrungen, die Sie teilen möchten und Tipps, die Ihnen bereits geholfen haben?
Es ist wichtig sich selbst im Klaren zu sein, was man benötigt, damit ein Teilzeitmodell funktioniert, und dies auch zu sagen. Ich rate stets das Gespräch mit dem Team und der eigenen Führungskraft zu suchen, proaktiv Vorschläge zu machen und falls nötig Kompromissen einzugehen.

Darüber hinaus kann ich den Tipp geben, sich nicht davon abschrecken zu lassen, dass Stellen für Führungskräfte meist in Vollzeit ausgeschrieben werden. Oft sind Unternehmen offen für ein Teilzeitmodell. Diese Offenheit hat mich jedenfalls zu meiner Stelle gebracht. 

Und das ist auch gut so. Vielen Dank für das Interview, Frau Dr. Rohr.

 


Kommunikation - Pressesprecher

Dominik Neugebauer
T +49 234 310-231
dominik.neugebauer(at)vbw-bochum.de

  
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